Totgesagte leben länger – eine Chronologie des Wahnsinns!

Geschrieben von Florian Keck am .

Sonntag, 29. März 2015, 16:30: Nach rekordverdächtigen fünfeinhalb Stunden Spielzeit steht es im Abschlussdoppel zwischen Bargteheide und Poppenbüttel 11:10 im fünften Satz. Aufschlag Sternal, der Rückschlag von Ole gerät zu hoch. Kellert attackiert, Clemens mit einem unglaublichen Rückhandschussblock auf den Ellenbogen Sternals.

Der bringt nur noch einen Notschlag zustande. Dieser landet auf der Netzkante und nähert sich dann ganz gefährlich der Tischkante. Letztlich landet der Ball im Aus. 12:10. Der Jubel kannte keine Grenzen mehr. Die ERSTE erreicht den Relegationsplatz der Regionalliga Nord.
 
Was zuvor geschah:
 
Für das Wochenende standen die letzten entscheidenden beiden Spiele der Saison an. Dabei kam es am Samstag zum stets emotionalen Lokalderby gegen die TTG 207 Ahrensburg/Großhansdorf. Als besondere Pointe kam dieses Jahr hinzu, dass es für beide Mannschaften um den Klassenerhalt ging. Für die ERSTE hieß die Devise „Siegen oder fliegen“, denn nur mit einem Sieg würde die Chance auf den Relegationsplatz für den Sonntag aufrecht erhalten werden. Natürlich rechneten alle Zuschauer dem TSV eine Chance auf einen knappen Sieg ein, nicht zuletzt, da auch das Hinspiel knapp mit 9:7 gewonnen werden konnte. Dass die ERSTE den Gast vor der stimmungsvollsten Kulisse der Saison (rund 120 Zuschauer) aber mit 9:3 quasi überrollen würde, hätten wohl nur die kühnsten Optimisten erwartet. Dabei zeigte die ERSTE eine geschlossene Mannschaftsleistung, denn jeder Spieler war an mindestens einem Punktgewinn beteiligt. Knackpunkte waren sicherlich das überragende 4:0 von Ole und mir im oberen Paarkreuz, sowie Leos Sieg im Youngster-Duell gegen Jonathan Dietrich nach sehr deutlichem 0:2-Satzrückstand. Die ERSTE kämpfte lautstark angefeuert um jeden Ball und kam durch die Doppel Ole/Clemens und Christian/Consti sowie Einzeln von Christian (2x) zu ihren weiteren Punkten. 
 
Für unser Duell am Sonntag gegen Poppenbüttel war die Ausgangslage dadurch wie folgt: Mit einem Sieg würden wir den Relegationsplatz sicher erreichen, bei einem eigenen Unentschieden wären wir darauf angewiesen, dass Schwarzenbek die TTG 207 schlägt und eine Niederlage würde unseren Abstieg bedeuten. Nun möchte man ja meinen, dass ein Sieg gegen den bereits abgeschlagenen Tabellenletzten aus Poppenbüttel durchaus machbar ist. Dieser Tabellenrang entspricht jedoch in keiner Weise dem Leistungsvermögen des Sextetts, was uns am Sonntag in der Carl-Orff-Schule einen Besuch abstattete. Der SCP ist vor allem deswegen abgestiegen, weil sie es in vielen Spielen aus verschiedenen Gründen nicht geschafft haben, eine durchgehend wettbewerbsfähige Mannschaft an den Start zu kriegen. In der Aufstellung Sternal, Kellert, Weyhe, Zibell, Tröger und Dimitriou sind sie jedoch für jede Regionalligamannschaft ein gefährlicher Gegner, sodass wir uns zu Spielbeginn eher in der Außenseiterrolle sahen. Dennoch war die ERSTE natürlich hoch motiviert, den Erfolg des Vortages zu veredeln und wurde dabei erneut großartig von ihren Fans unterstützt.
 
In den Doppeln erwischte die ERSTE einen Start nach Maß und ging mit 2:1 in Führung. Während Christian und Consti genauso deutlich gewannen wie Leo und ich verloren, musste sich unser Spitzenduo arg strecken und einige kritische Situationen meistern, ehe das enorm wichtige 12:10 im Entscheidungssatz für den TSV sprach. In der ersten Einzelrunde wurden die Punkte dann in jedem Paarkreuz geteilt. Ole, Consti und der an diesem Tage überragende Clemens sicherten unsere Zähler. In der zweiten Einzelrunde drohte uns das Spiel dann aber zu entgleiten. Oben gingen beide Spiele weg und in der Mitte unterlag Consti nach 2:0-Führung noch einem plötzlich aufdrehenden Zibell. Da auch Leo gegen das Materialspiel von Tröger erwartungsgemäß (noch) nicht gewinnen konnte, blieb Christians umkämpfter Viersatzerfolg gegen Weyhe zunächst unser einziger Punkt. Es stand nun 6:8, die Stimmung war gedämpft. Ein Sieg war nun nicht mehr möglich, wir waren auf Schützenhilfe angewiesen. Der ein oder andere Zuschauer kündigte auch schon nicht ganz unberechtigt an, uns auch in der Oberliga unterstützen zu zu wollen.  Obwohl wir vorher vereinbart hatten, nur auf unser eigenes Spiel zu schauen, so schaute doch jemand nach, wie es im Parallelspiel stand: und siehe da - Schwarzenbek führte mit 7:5. Wir waren also noch am Leben.
 
Allerdings war Clemens, der eher ungerne gegen Linkshänder spielt, gegen den in den letzten Wochen formstarken Dimitriou Außenseiter. Die ersten beiden Sätze verliefen ausgeglichen. Im dritten Satz folgte dann eigentlich ein Genickbruch: Clemens holte ein 4:9 auf, um in der Verlängerung dann doch noch zu unterliegen. Clemens zeigte sich jedoch, im Gegensatz zum Rest der Halle, unbeeindruckt, spielte sich in einen Rausch und siegt deutlich 11:7 und 11:4 (sein erster Sieg gegen Dimitriou). Nur noch 7:8.
 
In der Zwischenzeit war die Meldung, dass Schwarzenbek 9:5 gewonnen hatte, auch bei uns in der Halle eingetrudelt. Ein Remis würde also tatsächlich genügen. Nun lag es an Ole und Clemens, dies zu erreichen. Auch das Abschlussdoppel war zu mehreren Situationen eigentlich schon so gut wie verloren. Der erste Satz ging knapp in der Verlängerung weg, im zweiten führten unsere Jungs jedoch mit 8:2, 10:6 und 11:10. All diese Führungen konnte nicht verwandelt werden. Stattdessen klauten sich die Gäste auch diesen Satz mit einem unglaublichen Gegenschuss aus der Ballonabwehr beim Satzball. Das 0:2 schien spielerisch und mental kaum mehr aufholbar. Im dritten Satz ballerte Clemens auf alles, was sich bewegte, traf jede Kugel und sicherte den Satz relativ deutlich. Der vierte Satz begann dann jedoch alles andere als gut. Bei 0:5 schien die Messe gelesen. Irgendwie schafften es Ole und Clemens erneut, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Und wie – 11:6 – Entscheidungssatz. Der Erfolg der gesamten Saison hing nun an einem einzigen Satz. Spannender konnte es kaum werden. Der Satz verlief stets ausgeglichen. 6:6. 8:6. 8:8. 9:8. 9:9. 10:9. 10:10. 11:10. Was dann geschah, ist im ersten Absatz dieses Berichts nachzulesen.
 
Die Erste steht nun in der Relegation am 09. / 10. Mai und hat dort alle Chancen, den Klassenerhalt endgültig zu sichern.
 
Abschließend möchte ich mich noch einmal bei allen Zuschauern bedanken, die uns an diesem Wochenende und die gesamte Saison über unterstützt haben. Ein besonderer Dank geht an die ZWEITE, die sofort nach ihrem eigenen 9:0-Auswärtserfolg in Bramfeld, mit dem die Mannschaft ebenfalls den Klassenerhalt sichern konnte, zu uns in die Halle gefahren ist, um uns lautstark anzufeuern. Die Art und Weise, mit der sie es getan hat, spricht für sich. Einen solchen Zusammenhalt gibt es, glaube ich, in kaum einem anderen Verein.
 
In diesem Sinne,
Flo

Zu den Spielberichten gegen > TTG 207 und Poppenbüttel
 

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