Die Entdeckung der dunklen Seite

Geschrieben von Cordula Berg am .

Es ist schon ein paar Jahre her, da erzählte mir ein Freund von einem besonderen Erlebnis: Schwarzlicht-Tischtennis. Die Idee hat mich sofort begeistert. Aber bis ich mir die Zeit nehmen konnte, das Projekt ernsthaft anzugehen, ging noch viel Zeit ins Land. Nach einem Blick auf die Homepage www.black-tt.de  stellte sich zunächst Ernüchterung ein: Das Team, das diese Events anbietet, arbeitet zwar vor allem aus Idealismus, aber trotzdem machten schon die Anfahrtskosten aus dem weit entfernten Sachsen den Plan zu einer finanziell gewagten Unternehmung.
Und so stimmten wir zunächst Anfang 2015 in einer Umfrage ab, ob überhaupt das Interesse und die Zahlungsbereitschaft im Verein vorhanden waren, um so ein Projekt umzusetzen. Die erfreuliche Antwort: ja, wir haben Lust dazu! Und so beschlossen wir im Vorstand, uns an dieses Großprojekt zu wagen.
 
Trotz aller guten Planung gestaltete sich die Anmeldung dann aber doch zäher als erwartet: während sich das Jugendturnier schnell und fast von allein füllte, brauchte der eine oder andere Senior einen kleinen Stups, um sich anzumelden. Aber gemeinsam mit unseren Nachbarvereinen, vor allem aus Reinfeld, Trittau und Oldesloe, gelang es uns schließlich doch, auch die Reihen unserer Erwachsenen angemessen zu füllen - und so war am 8. Januar alles für das große Event bereit. Der Wettergott bescherte uns zwar nicht den erwünschten Schnee auf den Dachfenstern, aber auf das norddeutsche Schmuddelwetter war Verlass, so dass sich dank Wolkendecke unsere kleine Halle bei annähernd Neumond auch von oben ins Dunkel hüllte.
 
Bereits beim Aufbau (danke an Harald, Tom, Phillip, Thorge und Kieran) hatten wir mit unseren Veranstaltern Chris und Pierre viel Spaß bei der Verkabelung der vielen Leuchtstoffröhren. Wir fochten manchen Kampf mit der Notbeleuchtung, dem Sicherungskasten und einer dreist leuchtenden Straßenlaterne vor dem Notausgang aus. Auch mussten wir lernen, dass eine fehlende Steckdose auf dem dunklen Klo zu Problemen führen kann – aber wie gut, dass es Smartphones mit  Taschenlampen-App gibt.
 
Birgit Velling baute währenddessen in gewohnt professioneller Weise das Buffet im Vorraum auf. An dieser Stelle ein dickes Dankeschön an Birgit und an alle Betreuer unseres Imbissstandes – Doris, Frank und Steffi – sowie an unsere vielen Spender für Kuchen und Herzhaftes.
Die Teilnehmer für das ausgebuchte Jugendturnier um 18:00 Uhr wurden bei Eintreffen noch nicht in die Halle gelassen. Aber sie durften schon mal in den nur mit Schwarzlicht beleuchteten Umkleiden bewundern, welche Teile ihrer Kleidung im Dunkeln besonders schön leuchteten. Mit Hilfe von Leuchtcreme und Leuchtbändern konnten sie die passende Kriegsbemalung auftragen, um in der Dunkelheit für den richtigen Akzent zu sorgen.
 
Der Einlass in die Halle folgte dann nach einer Einweisung durch Chris für alle gemeinsam. Der Spielmodus war sehr unterhaltsam: Die 24 Teilnehmer zogen bei jedem Spieldurchgang eine Karte, mit der sie ihren Tisch und den Doppelpartner zugelost bekamen. Dann wurden genau drei Sätze gespielt, so dass das Spiel 3:0 oder 2:1 enden konnte, und jeder bekam die gewonnenen Sätze gutgeschrieben. Ein besonderes Schmankerl kam dann ab der dritten Runde dazu: der Joker. Jedes Team durfte einmal pro Spiel einen Jokerball einsetzen. Dieser Ball bewirkte selber keinen Punkt, aber wer seinen Jokerball gewann, durfte daraufhin den Spielstand umdrehen! So konnte man aus einem schon verloren geglaubten 3:10 ein 10:3 machen und den Satz noch mit nach Hause nehmen. Und so manches Team, das hoch in Führung lag, überlegte sich schon während des Satzes, ob man dem Gegner vielleicht doch lieber ein paar Punkte schenken sollte, um die Gefahr des gegnerischen Jokerballs zu mindern.
 
So ging die Zeit auch dank der äußerst unterhaltsamen Moderation von Chris schnell um, und nach ungefähr sechs Runden war es dann auch schon Zeit für die Siegerehrung.
Bei den Jugendlichen gingen die ersten beiden Plätze an unsere Nachbarn vom SV Preußen Reinfeld: Theo Noel Kübler sicherte sich den Sieg vor Timo Hartwig. Platz 3 musste in einem Stechen erkämpft werden: Mark Reuter und Phillip Sandmann lieferten sich ein packendes Duell („Jungs, es steht 10:10 im 5. Satz, viel Glück“), hier konnte sich Phillip durchsetzen.
 
Ab 20:00 Uhr waren dann die Damen und Herren der unteren Spielklassen an der Reihe. Da wir noch ein paar Plätze frei hatten, sprangen einige Jungs vom Vorturnier ein, so dass die Halle wieder mit 24 Teilnehmern gut gefüllt war. Die Schläger waren für alle gleich und hatten kaum Spin, da man im Dunkeln den Schnitt sonst kaum einschätzen kann. Und so war weniger die Spielstärke als vielmehr die Fähigkeit, sich schnell auf die ungewohnte Umgebung einzustellen, ausschlaggebend. Der Spielmodus war wie bei den Jugendlichen, inklusive Joker, aber diesmal war kein Stechen nötig. Die Nase vorn hatte Volker Janusch vom TSV Trittau, gefolgt von Stefan Velling und Phillip Sandmann, der damit seinen zweiten Preis an diesem Abend verbuchen konnte.
 
Um 22:00 Uhr traten schließlich unsere Spitzenspieler zum Schwarzlichtduell an. Auch hier waren noch einige Plätze frei, aber wieder fanden sich aus dem Vorturnier genug Teilnehmer, die Lust auf eine weitere Runde hatten. Und hier wurden die ungewohnten Bedingungen für so manchen Favoriten zum echten Stolperstein: in einem normalen Turnier hätte den anwesenden vier Regionalligisten niemand auch nur annähernd das Wasser reichen können. Aber erstens gab es ja auch noch das Losglück des Doppelpartners, und zweitens musste sich jeder Spieler erst mit seinem Schläger ohne Spin anfreunden – ein Problem, das unsere Spitzenspieler hart traf. Im Vorteil waren eher Spieler aus den unteren Spielklassen, die das Tischtennis mit wenig Effet und geringer Geschwindigkeit gewohnt waren.
 
Und so konnte sich zu unserer Überraschung daher nur einer der Top-Spieler für die besten Plätze qualifizieren: Der dritte Platz musste in einem Stechen geklärt werden, und hier setzte sich Clemens Velling durch. Mit einem superschnellen Konteraufschlag genau in die weite Ecke trickste er Frank Heinrich aus und sicherte sich so die Bronzemedaille. Auch der 1. Platz musste in einem Stechen ausgetragen werden, am Start waren Lars-Erik Masuhr vom SV Preußen Reinfeld und Jens Radeloff - einer der nominell schwächsten Spieler im Feld. Jens hatte die Nase vorn und konnte unter dem tosenden Jubel der Zuschauer den Siegertitel mit nach Hause tragen.
 
Als das Licht anging, sah unsere Halle auf einmal wieder ganz langweilig und gewohnt aus. Aber die Erinnerung an dieses Turnier mit toller Stimmung und viel Spaß wird uns bestimmt noch eine Weile begleiten.
Last but not least ein ganz großes Kompliment und ein riesiges Dankeschön an unsere Veranstalter Chris und Pierre für eine perfekte Organisation und ein wirklich gelungenes Erlebnis!
 
Bilder gibt es HIER
 

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